Der Kreis als Symbol für Einheit, Unendlichkeit und Vollkommenheit: Dieses Motiv ist in der Kunst häufig zu entdecken – man denke nur an die Zeichnung des vitruvianischen Menschen von Leonardo da Vinci. Im Alltag begegnen wir dem Symbol des Kreises unter anderem in Form des „Grünen Punkts“. Was mit diesem Zeichen versehen ist, wandert ins Recycling oder zu Deutsch in die Wiederverwertung. Doch wie passen Kunst, Müll und Verwertungskreisläufe zusammen? Einfach und gut: Sie treffen sich im Upcycling! Dieser Begriff meint nicht eine einfache Wiederverwertung, sondern eine Aufwertung. Dinge, die andere als unbrauchbar betrachten und achtlos wegwerfen, werden einer neuen Bestimmung zugeführt. Künstler*innen gingen da immer schon voran: Jean Tinguely beispielsweise, Ehemann der Schöpferin der Nana-Figuren Niki de Saint Phalle, schuf ab 1960 kinetische Riesenskulpturen aus Metallschrott, die heute unter anderem in Basel zu besichtigen sind. Inzwischen hat Upcycling vielerlei Formen angenommen und man mag im Einzelfall darüber streiten, ob es sich um Kunst, Kunsthandwerk oder einfach eine nachhaltige Form der Neuverwendung handelt. Fraglos gehören aber eine große Portion Kreativität und der nötige Machergeist dazu, diese Ideen umzusetzen – egal wie abwegig sie zunächst erscheinen. Wir jedenfalls freuen uns, in Schleswig-Holstein und Hamburg einige dieser Macher*innen zu finden. Und nun up die Post!
Altes Holz in neuen Möbeln
Anna Anderson
Gelernte Tischlerin ist Anna Anderson schon lange, darauf aufbauend hat sie in Lüneburg Gestaltung studiert und sich im Jahr 2003 selbstständig gemacht. Unter ihrem Leitmotiv „Upcycling for living im Sinne der Nachhaltigkeit“ entwirft sie Möbel, die sie in ihrer Werkstatt aus ausrangiertem Holz anfertigt. Das können alte Zaunpfähle, edles Eichenholz uralter Hofgebäude oder betonverklebte Gerüstbohlen sein. Durch eine sorgfältige Bearbeitung haucht sie den Oberflächen neues Leben ein, erhält aber stets den natürlichen Charakter des Ursprungsmaterials.
Anna Anderson
Gestaltung und Restaurierung
Hamburger Straße 2–6
22946 Grande
www.anna-anderson.de
Zum Leben erwecktes Frottee
Andreas Linzner
Die farbenfrohen Muster der Frotteewaren von Andreas Linzner erinnern an längst vergangene Zeiten in den 1960er- bis 1980er-Jahren – allein deshalb verdienen sie Aufmerksamkeit. Seinen „Rohstoff“ Frottee bezieht er vom Recyclinghof. Aus Bademänteln entstehen Jacken, Handtücher bekommen eine zweite Chance als „Jammerlappen“ und herzerweichende Stofftiere wie Elefanten, Nilpferde oder Schweine aus Frottee werden zum Leben erweckt. Dem Schneider und Modedesigner kann man auch gern sein Lieblingshandtuch im Atelier vorbeibringen und sich daraus ein persönliches Erinnerungsstück kreieren lassen.
Handtuchwerkstatt
Andreas Linzner
Mohlenhofstraße 3
20095 Hamburg
www.andreaslinzner.com
Segel völlig neu gesetzt
Studio am Meer
Im Jahr 2010 entwickelten Tine und Arnold Eckert an der Nordseeküste die Idee, Hundehalsbänder aus gebrauchten Jacht-, Kite- oder Surfsegeln herzustellen. Die Eigenschaften dieser Stoffe: salzwasserfest, robust, leicht und charakterstark im Look. Die tollen Attribute des Basismaterials Segel kommen heute in weiteren Accessoires für Wohnen, Büro, Auto sowie in Taschen zur Geltung. Getreu dem Motto „Nordisch by Nature“ stellt das Studio am Meer die Produkte lokal in Handarbeit und gemeinsam mit sozialen Einrichtungen her und leistet so einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Studio am Meer
Tine und Arnold Eckert
Badallee 32
25826 Sankt Peter-Ording
www.studioammeer.com
Müll macht Bella Figura
Peter Beyer
Das wirklich Tolle am Material Müll sei, dass es Formen vorgebe, mit denen er zwangsläufig arbeiten müsse, sagt Peter Beyer. So entstehe immer wieder etwas völlig Neues. Seine Leidenschaft: Marionetten. Er stellt sie aus allem Möglichen her: Joghurtbechern, Eierkartons, Getränkedosen, Waschmittelflaschen. Rund 1.000 von ihnen wohnen mit ihm heute unter einem Dach. Wenn er nicht gerade in der heimischen Werkstatt Figuren oder Requisiten fürs Theater baut, gibt er Bastelkurse für Flüchtlinge oder lässt seine Figuren gleich selbst auftreten – zu sehen im Musikvideo „Lass uns gehen“ von Revolverheld.
Peter Beyer
Marionettenbauer
Hofteichstraße 10
24113 Kiel
www.marionettenwerkstatt-kiel.de
Schmuck mit maritimem Flair
Meerfair
Astrid Schlüter fertigt Treibholzanhänger, Muschelketten und Steinschmuck, dabei wird sie von ihrer Tochter Sarah und ihrem Mann Manfred unterstützt, der überdies Upcycling-Wohnaccessoires herstellt. Als Ausgangsmaterialien dienen Strandsteine, Muscheln, Treibholz und Meerglas, die von Natur aus bereits so schön sind, dass man zunächst kaum von Upcycling sprechen kann. Das entsteht aber, wenn Astrid und ihre Familie sie mit Einzelteilen aus abgelegtem Modeschmuck kombinieren. Noch bis 30. Mai stellt Familie Schlüter Schmuckstücke im Pop-up-Store Marktbude in Heide aus.
Meerfair
Astrid Schlüter
Nordhastedter Straße 8
25767 Tensbüttel-Röst
www.meerfair.com