Daniela Sonders, 45 Jahre, aus Kiel

Daniela Sonders gründete mit ihrem ESC-Schnack im Jahr 2015 Deutschlands ersten Podcast zum Eurovision Song Contest – und ist auch beim ESC 2022 in Turin mit Herz und Stimme dabei.

Lange schon arbeitete es in der Kieler Radio-Journalistin Daniela Sonders: Gemeinsam mit ihrem guten Freund Christoph Krenz möchte sie einen ­Podcast zu einem Thema ­produzieren, das beiden eigentlich stets gute ­Laune bereitet hat – dem ­Eurovision Song Contest, kurz ESC, der seit ­jeher als festes Datum im Kalender mit viel Essen, Gelächter, Klatsch und Tratsch gefeiert wurde: Wer gibt wem die meisten Punkte? Wer hat die ­schrillsten Outfits? Welche Wettbewerbsbeiträge treiben es ­einfach zu weit? Als die ARD im Herbst 2015 Xavier Naidoo als deutschen ­Kandidaten für den Eurovision Song Contest nominierte, platzte ­Daniela Sonders der Kragen: „Einen Musiker für den ESC auszuwählen, der sich direkt und indirekt rechtspopulistisch, homophob und antisemitisch
äußert, – für einen Wettbewerb, bei dem es wohlgemerkt um die verbindende Kraft der Musik geht –, das hat mich wütend gemacht“, sagt sie ­heute. Doch es gab ihr auch den ­letzten ­Anstoß, die Idee des eigenen ESC-­Podcasts tatsächlich umzusetzen.

Mittlerweile haben Daniela Sonders und Christoph Krenz bereits sieben Musikwettbewerbe ­begleitet und planen die Aufzeichnungen zum diesjährigen „Grand Prix ­Eurovision de la Chanson“, der am 14. Mai im italienischen Turin über die ­Bühne geht. „So sehr der ESC mitunter auch belächelt wird“, sagt Daniela Sonders, „mich reizt der europäische Gedanke des Liederwettstreits, der besonders dann deutlich hervortritt, wenn ein Land trotz internationaler ­Konflikte auf eine Teilnahme ­besteht und ­Millionen Menschen einen Abend lang ihre Sorgen ­vergessen, ­mitfiebern und feiern.“ Zum Thema ESC sei der ESC-Schnack ­tatsächlich der erste Podcast in Deutschland ­gewesen, erzählt sie bei einem Rundgang durch den ­Kieler Schrevenpark. ­„Inzwischen gibt es ein paar mehr. Zum Teil kennen wir uns auch persönlich, zum Beispiel vom Kieler ­Podcast-Tag, der jedes Jahr im Rahmen der Digitalen ­Woche Kiel stattfindet.“

„Mich reizt der
europäische Gedanke des
Liederwettstreits.“

Podcasts sind ein Thema, für das sich Daniela Sonders begeistern kann.
Die Audio- und Videodateien ­werden oftmals als Serie zu einem bestimmten Thema produziert. Die ­Hörer*innen rufen die Dateien ab, wann es ihnen passt – Pod­casts sind vergleichbar­­ mit einer Radiosendung ohne feste Sendezeiten. ­Jemanden im Audioformat zu ­hören, schafft Nähe. „Außerdem stehen ­Podcasts für mich wie nichts ­anderes für ein freies Internet“, sagt Daniela Sonders. „Um einen Podcast aufzunehmen, braucht es im Prinzip nur ein ­Mikro und einen Kopfhörer. Jede und ­jeder kann einen Podcast starten, die oder der das Internet als Kommunikationsmedium nutzen möchte. Hier ist ganz viel Meinung erlaubt und ­erwünscht.“

Stichwort Meinung: Daniela ­Sonders ist eine, die ihre Meinung nicht nur in ihrem Podcast sagt. Seit 2018 ist sie in der Kommunal­politik, seit Kurzem ehrenamtlich für die Kieler Grünen als Sprecherin für Radverkehr, Sport- und ­Gesundheitspolitik im Rathaus. In der Politik und zuvor auch in der Studierendenvertretung der Universität Kiel sieht sie die Chance, ­Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
„Ich mache gern was Neues“, sagt sie. „Veränderungen anzustoßen und zu
sehen, was man bewirkt hat, ­motiviert mich.“ Ist die Politik so ­etwas wie ein roter Faden? „Ja, das kann man schon so sagen. Beeinflusst ­haben mich dabei die zwei ­Kulturen in meiner Familie: Ich habe eine ­indische Mutter und ­einen deutschen ­Vater. Meine ­Eltern hatten immer eine aufgeschlossene, offene Haltung ­gegenüber anderen ­Menschen“, erzählt sie. „Und so habe ich auch immer den ESC wahrgenommen: als buntes, ­interkulturelles ­Gesangsspektakel.“