Daniela Sonders, 45 Jahre, aus Kiel
Lange schon arbeitete es in der Kieler Radio-Journalistin Daniela Sonders: Gemeinsam mit ihrem guten Freund Christoph Krenz möchte sie einen Podcast zu einem Thema produzieren, das beiden eigentlich stets gute Laune bereitet hat – dem Eurovision Song Contest, kurz ESC, der seit jeher als festes Datum im Kalender mit viel Essen, Gelächter, Klatsch und Tratsch gefeiert wurde: Wer gibt wem die meisten Punkte? Wer hat die schrillsten Outfits? Welche Wettbewerbsbeiträge treiben es einfach zu weit? Als die ARD im Herbst 2015 Xavier Naidoo als deutschen Kandidaten für den Eurovision Song Contest nominierte, platzte Daniela Sonders der Kragen: „Einen Musiker für den ESC auszuwählen, der sich direkt und indirekt rechtspopulistisch, homophob und antisemitisch
äußert, – für einen Wettbewerb, bei dem es wohlgemerkt um die verbindende Kraft der Musik geht –, das hat mich wütend gemacht“, sagt sie heute. Doch es gab ihr auch den letzten Anstoß, die Idee des eigenen ESC-Podcasts tatsächlich umzusetzen.
Mittlerweile haben Daniela Sonders und Christoph Krenz bereits sieben Musikwettbewerbe begleitet und planen die Aufzeichnungen zum diesjährigen „Grand Prix Eurovision de la Chanson“, der am 14. Mai im italienischen Turin über die Bühne geht. „So sehr der ESC mitunter auch belächelt wird“, sagt Daniela Sonders, „mich reizt der europäische Gedanke des Liederwettstreits, der besonders dann deutlich hervortritt, wenn ein Land trotz internationaler Konflikte auf eine Teilnahme besteht und Millionen Menschen einen Abend lang ihre Sorgen vergessen, mitfiebern und feiern.“ Zum Thema ESC sei der ESC-Schnack tatsächlich der erste Podcast in Deutschland gewesen, erzählt sie bei einem Rundgang durch den Kieler Schrevenpark. „Inzwischen gibt es ein paar mehr. Zum Teil kennen wir uns auch persönlich, zum Beispiel vom Kieler Podcast-Tag, der jedes Jahr im Rahmen der Digitalen Woche Kiel stattfindet.“
„Mich reizt der
europäische Gedanke des
Liederwettstreits.“
Podcasts sind ein Thema, für das sich Daniela Sonders begeistern kann.
Die Audio- und Videodateien werden oftmals als Serie zu einem bestimmten Thema produziert. Die Hörer*innen rufen die Dateien ab, wann es ihnen passt – Podcasts sind vergleichbar mit einer Radiosendung ohne feste Sendezeiten. Jemanden im Audioformat zu hören, schafft Nähe. „Außerdem stehen Podcasts für mich wie nichts anderes für ein freies Internet“, sagt Daniela Sonders. „Um einen Podcast aufzunehmen, braucht es im Prinzip nur ein Mikro und einen Kopfhörer. Jede und jeder kann einen Podcast starten, die oder der das Internet als Kommunikationsmedium nutzen möchte. Hier ist ganz viel Meinung erlaubt und erwünscht.“
Stichwort Meinung: Daniela Sonders ist eine, die ihre Meinung nicht nur in ihrem Podcast sagt. Seit 2018 ist sie in der Kommunalpolitik, seit Kurzem ehrenamtlich für die Kieler Grünen als Sprecherin für Radverkehr, Sport- und Gesundheitspolitik im Rathaus. In der Politik und zuvor auch in der Studierendenvertretung der Universität Kiel sieht sie die Chance, Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
„Ich mache gern was Neues“, sagt sie. „Veränderungen anzustoßen und zu
sehen, was man bewirkt hat, motiviert mich.“ Ist die Politik so etwas wie ein roter Faden? „Ja, das kann man schon so sagen. Beeinflusst haben mich dabei die zwei Kulturen in meiner Familie: Ich habe eine indische Mutter und einen deutschen Vater. Meine Eltern hatten immer eine aufgeschlossene, offene Haltung gegenüber anderen Menschen“, erzählt sie. „Und so habe ich auch immer den ESC wahrgenommen: als buntes, interkulturelles Gesangsspektakel.“