Bernhard Wewers, 68 Jahre, aus Kirchbarkau
Ich habe viele Lieblingsorte in Schleswig-Holstein. Und seit ich mit meiner Familie 1995 in den Norden gezogen bin, kommt eigentlich jede Woche einer dazu. Unter all diesen schönen Flecken ist für mich ein Fensterplatz in der Bahn ein ganz besonderer. Wenn es vorzugsweise abseits der Hauptstrecken durchs Land geht, fühle ich mich als Münsterländer hier wie zu Hause. Die Fahrt durch die sanft hügelige Holsteinische Schweiz zwischen Kiel und Lübeck ist dabei genauso prachtvoll wie die Strecke zwischen Kiel und Flensburg, auf der ich mich ab Eckernförde stets schon wie im Dänemark-Urlaub fühle: der schöne und weite Blick, die dänisch anmutenden Häuser und Höfe, die Schlei, die sich durch die Landschaft schlängelt, die Knicks und Felder … Und natürlich die wunderschöne alte Klappbrücke in Lindaunis, eine Schienen- und Straßenbrücke aus der Hochzeit der Bahn, die man hier im Hintergrund sieht. Es ist ein befahrbares Denkmal aus dem Jahre 1927, auf dem sich Autos und Bahn eine Spur teilen. Bis 2023 soll dieses Juwel einer modernen Brücke gewichen sein.
Das Aussteigen entlang der Strecke lohnt sich eigentlich immer, selbst wenn man nicht nur mit froher Kunde kommt. Das habe ich unter anderem auch auf dieser Strecke gelernt. Hier hatte ich Mitte der neunziger Jahre einen meiner ersten Termine als Geschäftsführer für die LVS – heute die NAH.SH. Damals wünschten sich die Menschen in Mohrkirch – zwischen Süderbrarup und Sörup – die Reaktivierung ihres alten Bahnhofs. Zuerst gab es ein Theaterstück auf Plattdeutsch, dann durfte ich auf die Bühne. Leider mit keinen Aussichten für einen Bahnhof. Hinterher haben wir trotzdem zusammen ein Bier getrunken. Das Land hier oben ist gut und die Leute sind es auch. Und für die Rückfahrt nehme ich dann einfach am gegenüberliegenden Fenster Platz. Auf der Seite ist der Ausblick nämlich genauso schön.
Bernhard Wewers übernahm 1995 die Geschäftsführung der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft Schleswig-Holstein (LVS), die seit 2014 als NAH.SH firmiert. Seit September 2020 ist der Bauingenieur, Lokführer und Unternehmensberater im Ruhestand. Er lebt mit seiner Familie in Kirchbarkau.