Holger Henze, 75 Jahre, aus Kiel
Mein Ruhepol im Norden heißt „Drei Kronen“. Das ist der Name des Hofes in Kiel-Pries, auf dem meine Frau und ich seit 1987 leben. Um uns herum sind nur grüne Wiesen und die Ostsee kann man fast schon riechen. Ich habe ja immer so viel Trubel um mich herum im Club, da genieße ich diese Ruhe und die frische Luft hier draußen. Das Haus ist ein niederdeutsches Hallenhaus aus dem Jahr 1703. Teile des Anwesens sind sogar noch viel älter: Die Grundmauern der Scheune sind 500 Jahre alt und der alte Brunnen dürfte aus derselben Zeit sein. Seit 30 Jahren restauriere ich das Eichenfachwerk Stück für Stück. Das ist eine Lebensaufgabe, aber mich entspannt das. Ich mag den Gedanken, diese schöne Baukultur zu erhalten. Und auch sonst gibt es auf den fünf Hektar Grund immer etwas zu tun.
Das Haus hat viel erlebt, aber ein Ereignis fasziniert mich besonders: 1962 schlug hier ein Meteorit ein – direkt durch das Dach in die Diele! Ein Teil davon ist im Mineralogischen Museum der Uni Kiel ausgestellt und bis heute kommen ab und zu Geologen zu mir ins Haus, um sich die Einschlagstelle anzusehen. Mittlerweile steht auch eine Tafel mit den Daten dazu vor meinem Haus. Meine Frau und ich witzeln immer darüber, warum die Blumen in unserer Diele wohl immer so lange halten. Wer weiß, vielleicht sind da ja auch kosmische Kräfte am Werk, die der Meteorit hinterlassen hat. Aber auch ohne den Himmelskörper ist der Hof für mich ein magischer Ort.
Holger Henze führt seit mehr als 50 Jahren die „Galerie Club No. 68“, eine Kieler Institution. Bundesweit bekannt wurde er durch sein Alter Ego „Holgi“ in den WERNER-Comics von Rötger „Brösel“ Feldmann, für die er die Texte schrieb – und nicht zuletzt durch das legendäre Rennen zwischen seinem roten Porsche und Brösels Horex-Motorrad.