Maria Pape, 33 Jahre, aus Kiel

Maria Pape ist Leiterin des Landesdemokratiezentrums Schleswig-­Holstein. Zusammen mit ihrem Team kämpft sie für demokratische Werte und gegen Extremismus. Die Anfragen an ihre Institution und deren Beratungsstellen sind innerhalb eines Jahres sprunghaft angestiegen.

„Es waren zwei Ereignisse, nach denen die Kontaktanfragen an uns in die Höhe schnellten: der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der Bericht des Correctiv-Magazins „Geheimplan gegen Deutschland“ vom 10. Januar 2024“, erinnert sich Maria Pape. Investigativjournalist*innen hatten damals aufgedeckt, wie AfD-Politiker*innen, Neonazis und Unternehmer*innen in einem Hotel nahe Potsdam über die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland berieten. Daraufhin folgten bundesweite Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie und Vielfalt – sie machten die Themen sichtbar, mit denen sich das Landesdemokratiezentrum (LDZ) täglich auseinandersetzt. Auch Maria Pape demonstrierte in Kiel. „Gerade nach der entzweienden Zeit von Corona war das ein starkes Zeichen für das Miteinander. Wohin mein Auge blickte, waren engagierte Menschen, es war beeindruckend.“

„Ich möchte ­aktiv an der Gesellschaft arbeiten, die ich mir wünsche!“

Demokratieförderung und Extremismusbekämpfung, das sind die beiden großen Aufgabenfelder des LDZ. Anfragen erhalten Maria Pape und ihr Team unter anderem von Schulen mit der Bitte, Schüler*innen demokratisches Handeln in unserer Gesellschaft und die zugrunde liegenden Werte zu vermitteln. Auf lokaler Ebene wird das im Innenministerium ansässige Zentrum von den „Regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus Schleswig-Holstein (RBTSH)“ in Kiel, Flensburg, Itzehoe und Lübeck unterstützt. Sie beraten in konkreten Fällen, initiieren aber auch Fachtage und Infoveranstaltungen. Direkt vor Ort helfen über das Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ auch Feuerwehren, Sport- oder Jugendvereine bei der Demokratiearbeit mit. Sie werden häufig als erste auf antidemokratische Tendenzen in ihren Reihen aufmerksam. „In der Regel handelt es sich um Rechtsextremismus, das ist unsere größte Bedrohung in Schleswig-Holstein“, wird Maria Pape deutlich. Gerade in diesem Zusammenhang fördert das LDZ auch Angebote zur Deradikalisierung: Ziel ist der Ausstieg aus extremistischen Szenen. Die Beratungsangebote des LDZ richten sich jedoch zuvorderst an Opfer extremistischer Angriffe. Dazu zählen auch Meldestellen für antisemitische sowie antiziganistische Vorfälle. Was Maria Pape vor allem antreibt: „Ich muss bei Ungerechtigkeiten handeln. Und ich möchte aktiv an der Gesellschaft arbeiten, die ich mir wünsche.“ Sie hat in Kiel und Heidelberg Islam- und Sprachwissenschaften studiert und beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit mit der Terrororganisation „Islamischer Staat“. Im Anschluss arbeitete sie zunächst projektbasiert zur Radikalisierungsprävention von jungen Geflüchteten und leitete ein Projekt zur Prävention von Gewalt gegen Frauen. Ihre Teilnehmer*innen, die alle eine Migrationsgeschichte mitbrachten, leiteten später selbst Workshops dazu. Solche Erfolgsgeschichten bestätigen die gebürtige Mecklenburg-Vorpommerin in ihrer Arbeit, die zeitintensiv und herausfordernd ist. Und wenn sie mal abschalten will? „Yoga, Meditieren, Spazieren oder Lesen helfen mir dabei – und zum Durchatmen habe ich die frische Luft hier im Norden!“ Es braucht Leute wie sie, denn unsere Demokratie ist nicht selbstverständlich.

Sie wurden Opfer von Extremismus oder suchen Unterstützung bei der Demokratie­förderung?
Infos und Anlauf­stellen unter:
www.landesdemokratiezentrum-sh.de