Dirk Dillmann, 49 Jahre, aus Flensburg
1,90 Meter groß, Kapuzenpulli, Strickmütze über den schulterlangen grauen Haaren, viele kleine Tattoos – Dirk fällt auf. Nicht zu übersehen ist aber vor allem, was der 49-Jährige zusammen mit Jugendlichen in und für Flensburg auf die Beine gestellt hat: den Schlachthof, einen rund 10.000 Quadratmeter großen Jugendpark, dessen Skate- und BMX-Areal zu den größten seiner Art in Europa zählt. Streetsoccerkäfig, Streetballfeld, Pumptrack, Calisthenics-Anlage für Fitnesstraining und viele andere Angebote befinden sich ebenfalls auf dem Gelände. „Für viele Kids ist das ihr zweites Wohnzimmer. Die hängen hier den ganzen Tag ab, rollen zwischendurch ein bisschen, machen ihr Ding.“ Und einmal jährlich, zum Butcher-Jam mit BMX-Contest, trifft sich hier die internationale BMX-Szene.
„Angefangen hat alles, als ich mal ein paar jugendliche BMXer gesehen habe, die durch den Wald gesprungen sind. Am nächsten Tag habe ich die Kids wiedergesehen. Da mussten sie den Wald auf Anordnung der Forstbehörde und der Polizei wieder ‚in seinen Ursprungszustand‘ zurückversetzen. Ich hab mir gedacht: Die brauchen einen Platz!“ Also hat Dirk, der damals schon im Bereich Jugendarbeit unterwegs war, sich mit den Jugendlichen auf die Suche gemacht. Und ist fündig geworden:
Da war diese riesige Industriebrache eines ehemaligen Schlachtbetriebs mitten in der Flensburger Nordstadt. Der Stadtteil, in dem Dirk selbst zur Schule gegangen ist und der als „sozialer Brennpunkt“ gilt. „Ich hab mich über Fördermöglichkeiten informiert, recherchiert, zusammen mit den Kids Demos organisiert und mit ihnen gemeinsam an Konzepten gearbeitet.“ 2008, nach sieben Jahren Lobbyarbeit, war es endlich so weit: Der erste Teil der Anlage wurde eröffnet. Seitdem wächst der Park.
„Unser Ziel ist es, nie
fertig zu werden.“
„Unser Ziel ist es, nie fertig zu werden, immer eine Perspektive zu haben, was wir noch zusammen mit Kindern und Jugendlichen gestalten können.“ Denn die sind immer dabei. Sie planen mit, bieten Workshops an, halten die Anlage sauber. Und auch bei Dirks Engagement als Lehrbeauftragter für Trendsport und Jugendarbeit an der Europa-Universität Flensburg spielen sie eine große Rolle. „Die Studierenden sollten ‚neue Sportarten‘ auch selbst ausprobieren können. Und wer kann ihnen das besser zeigen als die Kids?“ Also steht dann schon mal ein 13-Jähriger vor einer Gruppe angehender Lehrer*innen und stellt ihnen die Basics im Skateboarding vor. Dirk ist nie selbst ambitioniert BMX gefahren, sportlich ist er aber: „Ich habe lange leistungsorientiert Fußball gespielt.“ Im Verein hat der heute dreifache Vater auch gemerkt, dass er gern mit Kindern arbeitet. Nach einer Ausbildung zum LKW-Schlosser sattelte er auf Erzieher um und ist schließlich in der Jugendarbeit gelandet. Inzwischen leitet er die Sportpiraten, zusammen mit seiner Kollegin Katja Wrobel. Der Park ist das bekannteste Projekt dieses Vereins für „stadtteilübergreifende mobile bewegungs- und sportbezogene Jugend- und Jugendsozialarbeit“. Aber nicht das einzige. Die Sportpiraten betreiben eine kleine BMX-Halle, organisieren Feste und Mitternachtsfußball, bieten Workshops an, haben offene Sporthallenzeiten für Jugendliche und junge Erwachsene. Einige der jungen Leute haben Dirk schon vorgeschlagen, er solle doch Bürgermeister werden. „Genug Stimmen würde ich vielleicht sogar kriegen. Aber ich weiß, dass ich den Job nicht könnte.“ Stattdessen „spinnt“ er lieber den Schlachthof weiter: ein Jugendzentrum und eine Kita mit Schwerpunkt Rollen und Gleiten in der eigenen Skatehalle. Ein Wohnmobilstellplatz … Der Sportpirat hält immer Kurs: auf die nächste Idee!
Mehr zu den Sportpiraten: www.sportpiraten.com